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Bessere Rahmenbedingungen für KMU

Mehr als 60 Ideen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für KMU wurden im ersten «Schwarmdialog» des Hightech Zentrums Aargau online eingebracht. Im Vordergrund stehen dabei Finanzierungsfragen, Bürokratie-Abbau und der Wissenstransfer.

Das Hightech Zentrum Aargau (HTZ) ist bereits seit mehr als zehn Jahren mit seiner «Mission Innovation» zur Unterstützung von KMU bei konkreten Innovationsvorhaben unterwegs. Über 1000 Unternehmen waren in die betreffenden Förderprojekte involviert. Das Umfeld der KMU gilt es laufend zu pflegen. Wo besteht aktuell Handlungsbedarf? Unternehmerinnen und Unternehmer sowie andere Wirtschaftsinteressierte aus den E-Mail-Pools des KMU Swiss Symposiums und des HTZ erhielten die Gelegenheit, sich in einem besonderen Rahmen zu diesem Thema zu äussern: Als Teilnehmerinnen und Teilnehmer des «Schwarmdialogs», der vom HTZ und dem Aargauer Tech-Start-up BrainE4 AG am jüngsten KMU Swiss Symposium im Trafo in Baden initiiert wurde.

Über 60 neue Ideen für Verbesserungen

Am Schwarmdialog partizipierten insgesamt fast 100 Personen über eine spezielle Web-Applikation. Sie setzten sich mit folgender Kernfrage auseinander: «Wie sollen die Rahmenbedingungen für KMU in der Schweiz verbessert werden?» Nach Ablauf der Teilnahmefrist wurden nicht weniger als 62 einzelne Ideen erfasst. Der Schwarmdialog unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einer herkömmlichen Befragung einer Zielgruppe und basiert auf dem Prinzip der Schwarmintelligenz – jenem Prozess, bei dem Fisch-, Bienen- oder Vogelschwärme effizient optimale Entscheidungen treffen. So resultieren unvoreingenommene Einschätzungen und es können neue Erkenntnisse gewonnen werden. Zudem lassen sich direkte Handlungsoptionen für komplexere Fragestellungen ableiten.

Die Top 20 Ideen

Beim Schwarmdialog können sämtliche eingebrachten Ideen und Meinungen von den Teilnehmenden gegeneinander abgewogen werden. Zentrales Kriterium ist der Nutzeffekt, den die Teilnehmenden den einzelnen Vorschlägen zugeschreiben, von «sehr hoch» bis «sehr gering». Diese Gewichtung mündet in ein Idee-Ranking; hier abgebildet sind die 20 bestklassierten Vorschläge aus dem Segment «hoher Nutzeffekt». Was fällt auf? Die Gewichtung der Top 20 Ideen unterscheidet sich nicht wesentlich, bewegt sich doch der Score auf einem hohen Level, konkret zwischen 58 und 69 von theoretisch möglichen 100 Punkten. Aufschlussreich ist auch jenes Bild, das resultiert, wenn die einzelnen Ideen einer übergeordneten «Kategorie» zugeschrieben werden (im Schwarmdialog selbst wurden diese Kategorien nicht erwähnt). Das Ergebnis: Es dominiert die Kategorie «Geld» mit 8 Ideen, gefolgt von der Kategorie «Bürokratie» mit 5 Ideen und der Kategorie «Know-how» mit 4 Ideen.

«Durch den Einsatz des Schwarmdialogs konnten wir zahlreichen Aargauer KMU den Puls fühlen, um ihre Herausforderungen noch besser zu verstehen», erklärt Thomas Knecht, HTZ-Technologie- und Innovationsexperte, und ergänzt: «Wir erhalten auch Anhaltspunkte zur Beurteilung der Frage, ob unsere Mission Innovation zweckmässig ausgerichtet ist.» Andreas Seonbuchner, CEO von BrainE4, weist darauf hin, dass die Beteiligung sehr erfreulich war, was sich in der hohen Zahl von 62 neuen Ideen oder Vorschlägen widerspiegelt.

Einstieg via QR-Code

Im Rahmen eines Schwarmdialogs können Mitarbeitende, Kunden, Mitglieder oder ganze Bevölkerungsgruppen einbezogen werden. Diese bringen sich mit ihrem Smartphone oder einem anderen mobilen, elektronischen Kommunikationsmittel in einem strukturierten, offenen Schwarmdialog ein. Ein QR-Code wird gescannt und die darin abgelegten Kernfragen werden reflektiert. Schliesslich können sich die Teilnehmenden selbstorganisiert einbringen. Die Inputs können von allen Dialog-Teilnehmenden gleichzeitig bewertet werden. Mehrfachnennungen werden mittels Künstlicher Intelligenz zusammengeführt.

Menschliche Schwarmintelligenz

Die BrainE4 AG aus Besenbüren hat mit Unterstützung des HTZ die weltweit erste Plattform bis zur Marktreife entwickelt, welche die Leistungsfähigkeit der Schwarmintelligenz und der Künstlichen Intelligenz kombiniert, um unbeeinflusste Erkenntnisse und Einschätzungen zu ermöglichen.
Diese Plattform basiert auf einem wissenschaftlichen Verfahren zur Nutzung von menschlicher Schwarmintelligenz. Das HTZ öffnete den Zugang zum benötigten Hochschulwissen und zu finanziellen Fördermöglichkeiten. Es hat die Entwicklung von der Idee bis zum marktfähigen Produkt begleitet und unterstützt. Das HTZ initiierte eine Machbarkeitsstudie mit der FHNW Olten, um das Marktpotenzial der Idee zu überprüfen. Später engagierte sich das HTZ auch im Rahmen eines Innosuisse-Förderprojekts zur Weiterentwicklung der Algorithmen. Anwender können mit der Web-App von BrainE4 insbesondere Innovationsprozesse beschleunigen. Der Nutzeffekt besteht darin, das Stimmungs- und Meinungsbild einer Zielgruppe faktenbasiert und unverfälscht zu erfassen. Daraus resultieren Inputs und Entscheidungshilfen, beispielsweise im Rahmen von Innovationsprozessen. BrainE4 hat bis Mitte 2023 in der Deutschschweiz bereits rund 40 Schwarmdialoge durchgeführt. Zu den Auftraggebern gehören u.a. Unternehmen, Organisationen und Behörden. (HTZ)