Fokusthema Werkstoff- und Nanotechnologien: Interview mit Dr. Christel Möller vom Swiss Nanoscience Institute der Universität Basel
Das Swiss Nanoscience Institute (SNI) in Basel ist ein Exzellenzzentrum für Nanowissenschaften und Nanotechnologie. Es wurde 2006 von der Universität Basel und dem Kanton Aargau gegründet. Die Kommunikationsverantwortliche Dr. Christel Möller erläutert im Interview, wie das SNI mit Aargauer Institutionen zusammenarbeitet und wie Aargauer Unternehmen von den Leistungen des SNI profitieren können.
Frau Dr. Möller, können Sie drei Beispiele nennen, in denen wir im Alltag mit Nanotechnologie in Berührung kommen, ohne es zu wissen?
Schon wenn ich morgens die Milch für den Kaffee aus dem Kühlschrank hole, begegnet mir Nanotechnologie, denn mein Kühlschrank hat innen eine Beschichtung mit Nanosilber. Dessen antibakterielle Wirkung trägt dazu bei, dass die Lebensmittel länger frisch bleiben. Das Salz, das ich aufs Frühstücksei streue, enthält ebenfalls oft Nanopartikel – als Rieselhilfe. Und für den Weg zur Arbeit wünsche ich mir eines dieser Fahrräder, das dank einer Verstärkung mit Kohlenstoffnanoröhrchen oder Graphen sehr leicht und trotzdem stabil ist.
Nanotechnologie scheint allgegenwärtig zu sein. Wie wichtig ist sie denn für die Wirtschaft?
Sehr wichtig. In der Energie- und Umweltbranche beispielsweise können durch Nanotechnologie dünne Solarzellen effizienter und Batterien für Elektroautos leistungsfähiger gemacht werden. Nanotechnologie spielt auch eine wesentliche Rolle in der Diagnostik und ermöglicht medizinische Therapien, die ganz speziell an bestimmten Stellen im Körper wirken. Das Beeindruckende an der Nanotechnologie ist: Es gibt enorm viele Anwendungsmöglichkeiten und wohl kaum einen Bereich, der nicht davon profitieren kann.
Das SNI fördert Forschung, Ausbildung und Technologietransfer. Was haben Unternehmen aus dem Aargau von Ihrer Arbeit?
Am unmittelbarsten können Unternehmen vom Knowhow innerhalb des SNI-Netzwerks profitieren, wenn sie sich an dem angewandten Nano-Argovia-Programm beteiligen. In diesem Programm werden jedes Jahr etwa zehn angewandte Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der Industrie gefördert – zum Beispiel die nanotechnologische Strukturierung von Oberflächen bei Implantaten, damit diese besser im Körper des Patienten einwachsen. Zudem bildet das SNI in seinem Nanowissenschaftsstudiengang und in der Doktorandenschule exzellente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die aufgrund ihres breiten Wissens ideal an Schnittstellen verschiedener Disziplinen in der Industrie arbeiten können.
Das Nano Imaging Lab (NI Lab) ist eine Service-Einrichtung des SNI. Es bietet Forschenden und Firmen Mikroskopie-Dienstleistungen an. Mit unseren Hightech-Elektronen- und Rasterkraftmikroskopen können Materialien im Nanometerbereich untersucht werden – zum Beispiel, um Fehler in Materialien zu erkennen. Die NI-Lab-Mitarbeiter können physikalische und chemische Eigenschaften von Oberflächen bestimmen, sie modifizieren und sogar winzige Mengen Material auf- oder abtragen. Und natürlich erstellen sie eine Abbildung der Oberfläche. Das NI Lab ist auch beteiligt an Projekten des Technologietransferzentrums ANAXAM, das modernste Materialanalytik für Firmen anbietet.
Die Werkstoff- und Nanotechnologien sind ja seit jeher ein Arbeitsschwerpunkt des Hightech Zentrum Aargau (HTZ). Die Mitarbeitenden des HTZ kennen das Nano-Argovia-Programm des SNI und können die Teilnahme empfehlen. Vor allem arbeiten wir mit dem HTZ bei Veranstaltungen zusammen. Das SNI ist bei HTZ-Events dabei, um dort teilnehmende Industrievertreter auf das Angebot des SNI hinzuweisen und das HTZ nimmt aktiv an SNI-Veranstaltungen teil, um bei den aktuellen Projekten auf dem Laufenden zu bleiben. In unseren jeweiligen Netzwerken weisen wir immer auch auf die Veranstaltungen der Partner hin.
Besonders interessant für Unternehmen ist unser Nano-Tech Apéro, den wir einmal im Jahr durchführen. Meistens findet dieser halbtägige Anlass bei einem der Partnerunternehmen statt. Es werden dort Nano-Argovia-Projekte vorgestellt und diskutiert. Ausserdem findet einmal im Jahr die Swiss NanoConvention statt – die Nano-Konferenz der Schweiz. Wer mehr dazu wissen will, kann sich auf www.nanoscience.ch, YouTube, Twitter oder LinkedIn informieren oder mich direkt kontaktieren.