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Feuerwehr Aarau hat neu eine Rettungsbox für Säuglinge und Kleintiere – eine Weltneuheit

Noch hatte die Stützpunktfeuerwehr Aarau keinen Einsatz, bei dem ein Kind oder ein kleines Tier in der Lifebox hätte versorgt werden müssen. Dennoch ist der Kommandant froh, das neue Gerät künftig immer dabei zu haben.

Ratsch, der rote Sicherungsbändel ist weg. Die Klappen oben aufgemacht, den Säugling vorsichtig in die Box gelegt und mit den Halterungen fixiert, die Atemluft aufgedreht, Deckel wieder zu – und ab. Stadträtin Suzanne Marclay-Merz hat am Donnerstagnachmittag die Lifebox zwar das erste Mal bedient, das Modell ist aber relativ intuitiv zu handhaben. Und wenn nicht, helfen die Bilder auf dem Deckel weiter.

Marclay-Merz war am Donnerstagnachmittag im Magazin der Stützpunktfeuerwehr Aarau, um dem Korps offiziell sein Weihnachtsgeschenk zu übergeben: Ebendiese Lifebox. Entwickelt von der Firma NeoRescue in Unterentfelden und dem Hightech Zentrum Aarau ist die Box nun das weltweit erste Mal in der Praxis im Einsatz.

Alleine Aarau hat 11 Kindertagesstätten

Oder auch nicht, wie Feuerwehrkommandant David Bürge eigentlich hofft. «Gottlob hatten wir noch nie einen Einsatz, bei dem wir sie dringend benötigt hätten», sagt er. Aber es sei besser, sie dabei zu haben und nicht zu brauchen, als umgekehrt – nur schon, wenn man daran denke, dass es alleine im Raum Aarau elf Kindertagesstätten habe. Von einer anderen Feuerwehr wisse er, dass jemand ein Baby unter die Brandschutzjacke stecken musste, um es aus einem brennenden Gebäude zu retten. Das ist nicht optimal; Säuglinge reagieren noch schneller und stärker als Erwachsene auf Rauch und auch stark auf Temperaturschwankungen.

Angefangen mit einer Sporttasche

In der Box lassen sich Säuglinge oder auch kleine Tiere wie Katzen sicher aus einem brennenden Gebäude transportieren. Sie sei feuerfest, besteht gegen Hitze, Rauch und Wasser und das bei immer gleicher Temperatur, erklärte Roland Joho, Mitglied der Geschäftsleitung von NeoRescue. Sogar schwimmen könne die 25 Kilo leichte Box. 35 Minuten lang ist die Versorgung mit Atemluft gewährleistet, es können also auch mehrere kleine Patienten pro Einsatz aus einem Haus geholt werden.

Das Team der Erfinderfirma habe 2015 mit der Entwicklung begonnen. Damals habe es in einer Neonatologie gebrannt. Es sei zwar nichts passiert, «aber da begann man zu überlegen, wie man die kleinen Geschöpfe sicher aus einer solchen Situation herausbringen könnte», sagt Joho. Angefangen bei einer Sporttasche ging die Entwicklung stetig weiter, bis zur Lifebox. In drei Varianten gibt es den Lebensretter. Speziell für Laienretter wie Feuerwehren entwickelt wurde das miliztaugliche Universalmodell, das 14’000 Franken kostet und neuerdings auf dem Atemschutzfahrzeug in Aarau mitfährt.

Fast ein Jahr lang mit der Box geübt

Die Feuerwehr ist zwar die erste Besitzerin einer Box weltweit, hat aber nicht die Katze im Sack gekauft. Fast ein Jahr lang wurde mit der Box geübt. Mit Puppen, aber auch am lebenden Objekt: «Als ein Haus abgebrochen wurde, durften wir dort eine Übung abhalten. Wir legten einen Brand und retteten die Frau eines Feuerwehrmannes und den Säugling der beiden aus dem Haus», sagt Bürge. Erstaunt sei er darüber gewesen, wie ruhig das Kind geworden sei, als es in der Box lag. «Als hätte es sich entspannt.» Dasselbe gelte für die Feuerwehrleute. «Es ist einfach ein gutes, sicheres Gefühl, wenn die Box dabei ist», sagt der Kommandant.

Artikel-Quelle: AZ, 17.12.2021

Zwei Mitarbeiter vom Hightech Zentrum Aargau wohnten der Übergabe bei

Fotograf: Hightech Zentrum Aargau/BC