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Fokusthema #5 Kreislaufwirtschaft: "Gib Plastik eine zweite Chance."

Der Einsatz von Plastik ist bei vielen Gütern des täglichen Lebens, aber auch beispielsweise in Industriezweigen wie der Medizintechnik, Autoindustrie oder Lebensmittelbranche zentraler Baustein. Recycling und Rückführung von Kunststoff in den Wirtschaftskreislauf gewinnen immer mehr an Bedeutung. Das Unternehmen UpBoards hat mit Unterstützung des Hightech Zentrums Aargau eine Lösung gefunden, wie Mischkunststoffabfälle wiederverwertet werden können.

Zum einen wird Plastik – wie wir in unserem letzten Fokusthema Kunststofftechnologie anhand verschiedener innovativer Beispiele aus dem Aargau aufgezeigt haben - wieder eingeschmolzen und somit der Industrie als Granulat zur Wiederverwendung zugeführt. Allerdings sind reine Kunststofffraktionen hierbei die Voraussetzung. Auf der anderen Seite entstehen neue Geschäftsmodelle, die es schaffen, auch Mischkunststoffe wiederzuverwerten. Dadurch entstehen hochwertige Produkte sowohl für die Industrie als auch für den Endverbraucher, wie das Unternehmen UpBoards GmbH aus dem Aargau zeigt. Das Unternehmen hat es durch eine speziell entwickelte Methode geschafft, verschiedene Mischkunststoffe zu verarbeiten und so in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen. UpBoards stellt Recyclingplatten her, die beispielsweise wie Holzplatten weiterverwendet werden können, jedoch sehr viel robuster, wetterbeständiger und langlebiger sind. Mit diesem Upcycling fördert das Unternehmen die CO2-Reduktion.

Um Upboards und seine Innovation besser zu verstehen und kennenzulernen, haben wir das Unternehmen im Rahmen des Fokusthemas Kreislaufwirtschaft im Aargau zum Interview geladen.

Erfahren Sie mehr über das Projekt im Factsheet.
Boxs AG, Projekt-Factsheet

Sie setzen sich aktiv für das Thema Kreislaufwirtschaft ein. Wie nehmen Sie Ihre Verantwortung als Pionier wahr?

UpBoards: Unsere Verantwortung als Pionier nehmen wir wahr, indem wir die Menschen über Social Media und der Teilnahme an diversen Anlässen für unsere Produkte und unser Unternehmen sensibilisieren. Wir erläutern Kunden und potentiellen Kunden, wie ein nachhaltiger und schonender Umgang mit vorhandenen Ressourcen aussehen kann und wie auch die Herstellung von kreislauffähigen Produkten zur Förderung der CO2-Reduktionen beitragen kann. Hier sehen wir, dass durchaus Aufklärungsbedarf besteht, aber auch, dass sich immer mehr Menschen mit der Thematik auseinandersetzen.

Sie recyclen schwierige Mischkunststoffabfälle, was verbirgt sich dahinter genau?

UpBoards: Wir verwenden für die Herstellung von Recyclingplatten Mischkunststoffabfälle, welche wirtschaftlich nicht getrennt sondern nur verbrannt und somit nicht zu Granulat weiterverarbeitet werden können. Die meisten Kunststoffe, welche wir verwenden, sind Polyolefine, genauer gesagt PP (Polypropylen) und PE (Polyethylen). Konkret findet man diese vor allem in Verpackungen (inkl. Multilayer Folien). Wir entwickeln aber auch andere Rezepturen, die mit PS (Polystyrol) funktionieren. Mit unserer Methode zeigen wir also, dass auch Mischformen nicht im Verbrennungsofen landen müssen.

Welches Verfahren wenden Sie zur Verarbeitung von Plastikabfällen an?

UpBoards: Aktuell stellen wir die Platten in einem Pressverfahren her. Ein Heizaggregat erhitzt die Oberflächen der Pressplatten. Nachdem der Kunststoffabfall eingefüllt wurde, schliesst das System und verpresst das Material zu vielseitig verwendbaren Bauplatten. Das Kühlaggregat sorgt danach für den Wärmeabfluss. Für internationale Einsätze haben wir eine mobile Produktionsanlage entwickelt, welche in einem 40-Fuss-Container installiert ist. So können Recyclingplatten überall dort gefertigt werden, wo Plastikabfall anfällt und wiederverwertet werden soll.

Welche Vorteile hat Ihr Verfahren gegenüber anderen?

UpBoards: Der Vorteil unseres Verfahrens ist, dass Mischkunststoffe verarbeitet werden können. Das bedeutet, dass verschiedene Kunststoffarten in einer Platte verarbeitet werden, was den Materialvorbereitungsprozess vereinfacht und den energetischen Aufwand reduziert. Dies unterscheidet uns von Mitbewerbern, welche meist nur reine Kunststofffraktionen verarbeiten können. Zudem sind die Recyclingplatten langlebig sowie wetter- und wasserfest, was ein weiterer Vorteil gegenüber Holzplatten ist.

Woher beziehen Sie Ihr Plastik?

UpBoards: Für die Materiallogistik haben wir Partner aus der lokalen Recyclingindustrie. Post-consumer Material geht den Weg über Sortieranlagen, bei welchen wir die Nebenströme wieder in unseren Produktionsprozess einbringen. Bei den post-industrial Materialien arbeiten wir, wann immer möglich, direkt mit Firmen zusammen, die aus ihren Kunststoffabfällen neue Produkte herstellen möchten.

Welches Potenzial sehen Sie für Ihre Produkte sowohl für Endverbraucher als auch für Business-Kunden?

UpBoards: Das Potenzial für Produkte im Privatgebrauch sind nachhaltige und langlebige Produkte, wie z.B. ein Hochbeet, ein Outdoorschrank oder ein Sichtschutz. Die Platten sind im Coop Bau + Hobby erhältlich und können für eigene Ideen bezogen werden. Für Unternehmenskunden bieten wir Closed-Loop-Prozesse, was so viel bedeutet wie: Aus betriebsinternem Plastikabfall Produkte zu generieren, die verkauft oder als Produkt im eigenen Betrieb eingesetzt werden können.

Was tun Sie, um Kunden aktiv von Ihren Produkten zu überzeugen?

UpBoards: Wir entwickeln laufend neue Produkte und Anwendungsmöglichkeiten mit unseren Recyclingplatten. Mithilfe von Kommunikation über Social-Media-Kanäle und durch diverse Anlässe bringen wir unsere Angebote den Kunden näher. Ebenfalls entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden neue Einsatzgebiete. So entstand zum Beispiel eine Schachtsicherung für die SBB.

Was geschieht mit den Recyclingplatten, wenn diese nicht mehr eingesetzt werden können?

Die Recyclingplatten können bei uns zurückgegeben werden und wir verwerten sie zu neuen Platten. Hier schliesst sich für uns der Kreislauf.

Welche Ziele verfolgen Sie in den nächsten Jahren?

Wir möchten einen möglichst grossen Impact auf die Ressourceneffizienz und die CO2 Reduktion zu erzielen. Aus diesem Grund verfolgen wir den Einsatz unserer Recyclingplatten insbesondere im Industriesektor wie beispielsweise in der Baubranche und der visuellen Kommunikation (Werbetechnik).

Quelle: Standortförderung Kanton Aargau

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