Die Jünger Gutenbergs lassen sich vom Auftraggeber stets ein «Gut zum Druck» geben, bevor eine Arbeit definitiv in den Druck geht. Ganz ähnlich erhielt das «Swiss m4m Center» in Bettlach nun mit der Zertifizierung gemäss anspruchsvoller ISO-Norm 13 485:20l6 für medizintechnische Produkte grünes Licht für den 3D-Druck von Implantaten und Instrumenten. Ein Meilenstein für das erst letzten September eröffnete Center, wie die beteiligte Empa stolz vermeldet. Denn: «Erst dieser Schritt erlaubt es den Fachleuten, mit der Produktionslinie, die sie in den letzten Monaten installiert und getestet haben, reale Produkte für Patientinnen und Patienten zu fabrizieren.» Als bereits umgesetztes Beispiel genannt werden passgenaue Wirbelsäulen-Implantate, um Bandscheiben, gestützt auf dreidimensionale Patientendaten, ersetzen zu können.
Das unscheinbare Gewerbegebäude am Föhrenweg 7 in Bettlach lässt von aussen nicht erahnen, was in ihm steckt: Nämlich ein modernster Maschinen- und Gerätepark, welcher der Medizintechnik-Branche und ihren Zulieferern neue, zusätzliche Möglichkeiten erschliessen soll. Insbesondere die drei 3D-Drucker, die die Halle dominieren, haben mächtige Dimensionen. Der beeindruckende Gerätepark macht klar, dass hier viel Geld investiert worden ist: Nicolas Bouduban, CEO des «Swiss m4m Center», beziffert die getätigten Investitionen mit rund 2 Mio. Franken. Die Aufbauphase 2019-2020 wurde vom ETH-Rat finanziert, und das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, welches das Center Ende 2020 als «Forschungseinrichtung von nationaler Bedeutung» eingestuft hat, ermöglicht die Finanzierung bis 2024. Auch die Kantone Bern und Solothurn fördern das Projekt. 45 Partnerfirmen steuern laut Bouduban zudem einen Kooperations-Goodwill an die Finanzierung bei. Als Gegenleistung wartet mehr als nur das blosse «seht, wir sind auch dabei», sondern durchaus ein handfester Nutzen: Die Partnerfirmen profitieren von Projektaufträgen und vom Know-howTransfer.
Von einem «Geben und Nehmen mit Vorteilen für alle» sprechen die Verantwortlichen: «Materialhersteller, Anlagenbauer, Software-Entwickler für das Prozess- und Qualitätsmanagement, potentielle Anwender wie Kliniken, die neuartige Medtech-Produkte einsetzen können», hätten ebenso Vorteile wie vor allem auch «die Schweizer KMU, die einen solchen Gerätepark weder besitzen noch das nötige Know-how haben, um ihn einzusetzen», heisst es. Für sie solle das Center «ein Nährboden werden, um innovative Gelenk- oder Dentalprothesen und andere Produkte zu industrialisieren - von A bis Z, von der Idee über die Marktanalyse bis zum Transfer in die Serienproduktion». Das «Swiss m4m Center» gehört zur «AM-TTC Alliance» (Advanced Manufacturing Technology Transfer Centers). Diese entstand auf Initiative der Empa und hat ein Mandat des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation, Anfragen zu evaluieren und die Entwicklung der AM-TTC-Zentren zu überwachen. Zu den Mitgliedern gehören 22 Organisationen; neben der Empa etwa die ETH Zürich, die EPF Lausanne, Firmen wie ABB und Siemens sowie Industrieverbände.
Solothurner Zeitung, Urs Mathys