Das Paul Scherrer Institut PSI veranstaltete zusammen mit der Empa, dem CSEM und dem Hightech Zentrum Aargau am 27. November 2019 in Villigen ein Technology Briefing zum Thema Advanced Manufacturing.
Der erfolgreiche Anlass wurde trotz des bei vielen Teilnehmenden gut gebuchten Monats November von über 120 kompetenten Teilnehmern besucht, von denen über 50% aus der Industrie kamen.
Die Besucher konnten vor Beginn des eigentlichen Tagungsprogramms zwei der drei Grossforschungseinrichtungen des PSI besichtigen, die SLS (Swiss Light Source) und die SinQ Neutronenquelle. Im eigentlichen Programm wurden dann vorwiegend Themen aus dem Additive Manufacturing (3D-Druck) behandelt, daneben kamen weitere Bereiche des Advanced Manufacturing zur Sprache.
Nach einer Einführung durch John Millard, Leiter Technologietransfer des PSI, wurde in den ersten beiden Vorträgen von Lars Sommerhäuser (Empa) und Christian Grünzweig (PSI) ein neues, im Aufbau begriffenes Netzwerk von Technologietransfer-Zentren im Advanced Manufacturing (AM-TTC) vorgestellt. Diese schweizweite Initiative wird von den beteiligten Kantonen und der Eidgenossenschaft gefördert und bündelt die Aktivitäten im Bereich der Digitalisierung in der industriellen Fertigungstechnologie, die traditionell eine der Stärken der Schweiz darstellt. Eines dieser Kompetenzzentren, mit dem thematischen Schwerpunkt Analytik, ist im Kanton Aargau geplant.
Patrik Hofmann von der Empa Thun und Kaushik Vaideeswraan (CSEM) zeigten neue technische Möglichkeiten auf, die helfen, die führenden Verfahren für den metallischen 3D-Druck, Selective Laser Melting (SLM) und Selective Laser Sintering (SLS), für die industrielle Verwendung weiter zu optimieren.
Marcus Morstein vom Hightech Zentrum Aargau referierte zu Technologietrends im industriellen Advanced Manufacturing mit Anwendungsbeispielen der Projektpartner aus dem Aargau und Solothurn. So setzt die Rofam Lasertechnik GmbH Picosekundenlaser erfolgreich für tiefschwarze, korrosionsfreie Laserbeschriftungen in der Medizinaltechnik ein, die Medicoat AG führt steht mit neu entwickelten, biokompatiblen Plasmaspritz-Beschichtungen auf keramischen Implantaten kurz vor der Markteinführung und die FRAISA s.a. benutzt neuartige Fräser-Geometrien in Kombination mit Hightech-Beschichtungen und einer optimierten Bearbeitungsstrategie dazu, glatte Metalloberflächen um ein vielfaches schneller und in verbesserter Qualität zu erzeugen.
Wie Additive Manufacturing die Welt verändern wird lautete der schwungvolle Titel von Dominik Solenicki vom Brugger 3D-Drucker Hersteller Sintratec AG, der die industriellen Beiträge mit einem Vortrag zum Thema SLS von Polymeren eröffnete. Chris Glazebrook vom Elsässer 3D-Druck-Experten BeAM Machines beeindruckte mit Beispielen der präzisen wie auch produktiven additiven Fertigung von Hightech-Komponenten wie grossen Triebwerkskomponenten aus rostfreiem Stahl, Titan- und Nickellegierungen. Schlüssel war die gute Kontrolle der ganzen Prozesskette vom eingesetzten Pulver über die selbst designten Düsen bis hin zur Prozessführung im Drucker. In die gleiche Richtung argumentierte Felix Reinert vom der Bieler ProtoShape GmbH, welche sehr erfolgreich im Bereich der additiven Fertigung von Metallen expandiert und Lösungen auch für spezielle korrosionsbeständige, im 3D-Druck bislang nicht zugängliche Legierungen entwickelt. Beide erwähnten auch die zunehmende Bedeutung der Nachbearbeitung 3D-gedruckter Bauteile am Ende der Prozesskette.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Apéro, der von den Teilnehmenden zum intensiven Austausch genutzt wurde.