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Schrittmacher der Wirtschaft

Die Technologie- und Innovationsexperten des Hightech Zentrum Aargau begleiteten seit 2013 über 3000 Firmenprojekte. Eine Erfolgsgeschichte in Dienst der Aargauer Unternehmen.

Zehn Jahre Hightech Zentrum Aargau

Am 31. Mai reichte Malin Malgaroli ihre Masterarbeit an der Universität St. Gallen ein. Sie belohnte sich mit einer Woche Ferien auf Sizilien und arbeitet seither voll im elterlichen Familien­unternehmen: die von ihrem Vater Mario gegründete Orthopodo Malgaroli mit Hauptsitz in Baden.

Das Unternehmen beschäftigt 90 Mit­arbeitende. Bewegungswissenschafter, Biomechanikerinnen, Podologinnen, Orthopädie- und Orthopädieschuhtechniker kümmern sich an sechs Standorten um Menschen mit Schmerzen im Bewegungsapparat. Zu den Patienten gehören Rollstuhlfahrer, Diabetikerinnen oder Spitzensportler mit Fussbeschwerden.

Die Verantwortung für die strategischen Projekte des Familienunternehmens übernahm Malin Malgaroli noch während ihres Wirtschaftsstudiums in St. Gallen. Ganz oben auf ihrer Prioritätenlisten stand die Produktionseinrichtung für die mehreren Tausend Schuheinlagen, die Orthopodo Malgaroli jährlich absetzt.

«Mein Vater schaffte 1996 die ersten CNC-Maschinen an», sagt die 27-Jährige, «es war an der Zeit, dass wir den nächsten Schritt wagten».

Schon bald war klar, wohin die Reise führen könnte: Weg von der konventionellen Bearbeitungstechnik zu einem additiven Verfahren. Das Fernziel waren massgeschneiderte Schuheinlagen aus dem 3D-Drucker.

Die Techniker von Orthopodo Malgaroli begannen mit einem 3D-Drucker zu experimentieren.

«Doch so richtig Zug ins Projekt kam erst, als wir uns mit den Experten des Hightech Zentrums zusammensetzten», erinnert sich Malin Malgaroli.

Nach dem ersten Austausch Anfang 2022 ging es Schlag auf Schlag: Auf ein Treffen mit Daniel Seiler vom Institut für Medizintechnik und Medizininformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in

Muttenz folgten eine Machbarkeits­studie, ein Projektbeitrag des Forschungsfonds Aargau und die Eingabe eines Unterstützungsgesuchs bei der Innosuisse, der nationalen Agentur für Innovationsförderung.

Teil des Programms Hightech Aargau

«Solche Geschichten machen Freude», sagt Verena Rohrer, Leiterin der Standortförderung des Kantons Aargau.

Innovationsorientierte Unternehmen wie Orthopodo Malgaroli würden mithelfen, den Wirtschaftsstandort Aargau zukunftsfähig zu machen.

Die Standortförderung vertritt gegenüber dem Hightech Zentrum Aargau (HTZ) den Eigentümer, den Kanton Aargau. Dieser hatte 2012 eine ambitionierte Hightech-Strategie verabschiedet und einem noch zu gründenden Hightech Zentrum eine Schlüsselrolle auf dem Feld des Wissens- und Technologietransfers (WTT) zugewiesen. Als Standort wählte man Brugg, wo auch der neue Aargauer Campus der FHNW entstand.

3000 Projekte mit Aargauer Unternehmen und Hochschulen aus der ganzen Schweiz hat das heute elfköpfige Expertenteam seit der Betriebsaufnahme am 1. März 2013 begleitet. Was die Ziele der beteiligten Unternehmen und die zur Erreichung nötigen technologischen Ansätze betrifft, ist die Vielfalt enorm.

Die Funktion des HTZ hingegen ist im Kern stets die gleiche: Die Experten, alle mit viel Erfahrung in der Umsetzung von WTT-Projekten, diskutieren mit dem Kunden die Herausforderung, strukturieren Lösungsansätze und begleiten das weitere Vorgehen; zum Beispiel die Evaluierung eines geeigneten akademischen Partners.

Praktische Umsetzung ist Trumpf

«Wir fördern in erster Linie Innovationen in kleinen und mittleren Unternehmen», kommentiert Martin Bopp, seit der Gründung Geschäftsführer des HTZ.

Will heissen: Es geht bei den HTZ-Projekten selten um Weltneuheiten, aber sehr oft darum, betriebliche Prozesse und Produkte so weit zu optimieren, dass innerhalb von zwei bis drei Jahren ein Plus an Wettbewerbsfähigkeit resultiert.

Verena Rohrer betont, dass das HTZ im Bereich der Innovationsförderung zu einem Alleinstellungsmerkmal des Kantons Aargau geworden sei. Sie spricht von einem «vielbeachteten» Asset und einer grossen Unterstützung, insbesondere für die Aargauer KMU.

«Eine Art WTT-Coaching bieten zwar auch andere Kantone an», ergänzt Martin Bopp. Aber nur der Aargau beschäftige ein Dutzend hochqualifizierte Experten, die aktiv auf Unternehmen wie Orthopodo Malgaroli zugehen.

«Für uns war und ist die Zusammen­arbeit ein Glückfalls», sagt Malin Mal­garoli.

An der Mellingerstrasse 1 in Baden steht das Funktionsmodell eines 3D-Druckers, der aus thermoplastischen Polyurethanen Schuheinlagen druckt. In Muttenz, am Institut für Medizintechnik und Medizininformatik, laufen die Arbeiten am Prototypen für die spätere Serienproduktion. Sie sollten noch in diesem Herbst abgeschlossen sein.

Auf Malin Malgaroli – unterdessen Masterin in Business Innovation – wartet viel Arbeit. Denn neben dem Ersatz der bestehenden Produktionsinfrastruktur steht der Aufbau eines schweizweiten Vertriebsnetzes von Schuhläden, Drogerien, Apotheken und physiotherapeutischen Praxen auf dem Programm.

Die Partner sollen mit einer Produktionseinheit von Orthopodo Malgaroli –bestehend aus einer elektronischen Fussvermessung und einem Drucker – dezentral massgeschneiderte Schuheinlagen produzieren können.

«Ein vollkommen neues Geschäftsmodell», erklärt Malin Malgaroli. Das Potential ist gross: Studien zeigen, dass ein Drittel der Schweizer Bevölkerung an wiederkehrenden Fussschmerzen leidet.

Aargau innovativ – das Hightech Zentrum Aargau feiert

Das HTZ lädt zum Jubiläumsanlass in das Kultur & Kongresshaus Aarau ein. Am 29. August vermitteln wir den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in unsere Arbeit und stellen drei Innovationsprojekte mit Aargauer Unternehmen vor. Im zweiten Teil des Anlasses blicken wir im Rahmen eines Podiums auf das Erreichte zurück und sprechen über die Zukunft der Innovationsförderung. Zu den Gesprächsteilnehmenden wird neben alt Regierungsrat Urs Hofmann und dem VR-Präsidenten der Hightech Zentrum Aargau AG, Peter A. Gehler auch Malin Malgaroli gehören.

Anmeldung
www.htz.ch/jahresanlass
Die Anmeldefrist läuft bis 22. August.

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