Zuganlage der Kapag Karton + Papier AG
ProjektKapag Karton + Papier AG, Muhen

Auf rutschfestem Grund

#516

Sie steht beispielhaft dafür, wie es einer traditionsreichen Firma gelingt, ihren strategischen Kurs zu ändern, um in einem internationalen Verdrängungskampf bestehen zu können: Die KAPAG Karton + Papier AG in Muhen. Der familiengeführte Spezialdienstleister ist in den Bereichen Kaschieren, Beschichten, Veredeln und ausrüsten von Papieren und Kartons marktführend in Europa.

Zu den veredelten Produkten im Sortiment der Kapag Karton + Papier AG gehören auch Kartons, die mit einer rutschhemmenden Beschichtung versehen werden, um Ladungen zu sichern. «EcoSafetyGrip»-Produkte kommen beispielsweise dann zum Einsatz, wenn es darum geht, dass eine mehr als eine Tonne schwere Papierrolle während eines Transports nicht ins Rutschen gerät. Rezyklierte Fasern bilden den Kern des Produkts. Mit einer eigens installierten Zuganlage wird das Produkt regelmässig nach VDI-Norm kontrolliert.

Mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) war ein KTI-Förderprojekt durchgeführt worden, das jedoch nicht zu einer weiteren Erhöhung der Rutschfestigkeit des Produkts – bei gleichem Preis – führte. Im Rahmen einer Erstberatung erhielt Peter Morf vom Hightech Zentrum Aargau Kenntnis von diesem Projekt. Er setzte sich intensiv mit dessen Ergebnissen auseinander und regte schliesslich einen Projekt-Neustart an, um die vorliegenden Erkenntnisse gewinnbringend zur Herstellung eines verbesserten Produkts zu nutzen. In einem weiteren Schritt stellte der Experte den Kontakt zum Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML her. Dort gelang die Zertifizierung des neuen Produkts.

Eine technische Unsicherheit («Stick-Slip-Effekt») konnte jedoch nicht ausgeräumt werden. In der Folge initiierte wiederum das Hightech Zentrum eine Machbarkeitsstudie zusammen mit der ZHAW. Diese Untersuchung erbrachte sehr interessante Resultate: Mit geringerem Materialeinsatz lassen sich die ursprünglich angestrebten Eigenschaften deutlich übertreffen. Im Rahmen einer zweiten, grösser angelegten Machbarkeitsstudie soll die Entwicklung finalisiert werden, damit neue Marktanteile gewonnen und gesichert werden können.

Auf einen Blick

Das Hightech Zentrum Aargau unterstützt die KAPAG Karton + Papier AG in verschiedenen anspruchsvollen Projekten bei der Umsetzung einer ambitiösen Innovationsstrategie.

Projektvideo

Alexander Meyer, Geschäftsführer und Inhaber KAPAG Karton + Papier AG, Muhen

«Aufgrund der Währungsentwicklung und unseres hohen Exportanteils mussten wir uns mehr oder weniger neu erfinden. Das geht nicht über den Preis, sondern nur über besondere Dienstleistungen, Innovation, Qualität und Zuverlässigkeit. Das Netzwerk des Hightech Zentrums Aargau bietet einen grossen Vorteil: Wir können insbesondere auch Fachwissen mit einem wissenschaftlichen Hintergrund nutzen. Ein weiterer Pluspunkt unserer jüngsten Zusammenarbeit war die unbürokratische Abwicklung des Antrags im Hinblick auf finanzielle Unterstützung.» www.htz.ch/516

Projekt-Follow-up 2021

Das Suhrentaler Familienunternehmen KAPAG hat sich nach einem erfolgreichen Strategiewechsel international solide positioniert: als Spezialdienstleister in den Bereichen Kaschieren und Beschichten von Papier und Karton hat es sich zum europäischen Marktführer in diesem Nischensegment entwickelt. Die Hauptkunden sind Verarbeiter und  Handelsfirmen in der Papier-, Grafik- und Verpackungsindustrie. Innovationen und grosses technologisches Know-how sind das A und O der inhabergeführten KAPAG. Da die Firma sich in einem internationalen Verdrängungsmarkt bewegt, sollte und konnte im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ein wichtiger Umsatzträger entscheidend verbessert werden: ein Karton, der auf effiziente Weise mit einer rutschhemmenden Beschichtung versehen wird. Solche Unterlagen (Matten) mit hohen «Gleitreibbeiwerten » werden zum Beispiel eingesetzt, um Transportladungen – etwa  tonnenschwere Papierrollen, Fässer oder Palettenware – zu sichern. Während der Forschungsarbeit zusammen mit der ZHAW wurden die Matten am Fraunhofer-Institut getestet. Nach weiteren Entwicklungsschritten konnte ein erheblich verbessertes Produkt u. a. durch EURO-SAFE zertifiziert werden. Das neue, mit einem deutlich günstigeren Verfahren hergestellte Produkt weist um mehr als 30 Prozent bessere Gleitreibbeiwerte auf.

Bei einem nachfolgenden Innovationsprojekt stand die Entwicklung von «Smart Boards» im Zentrum: umweltfreundliche Alternativen zu Kunden-, Member-, Geschenk- und Schlüsselkarten aus Kunststoff, die mit einem RFID-Chip versehen  sind. Parallel zu einer Machbarkeitsstudie wurde eine Patentrecherche durchgeführt. Die kapitale Erkenntnis: In dieses Marktsegment sind Grossunternehmen vorgestossen, die von europäischen Forschungsgeldern mit mehreren Millionen Euro unterstützt werden und denen die Nischenplayerin KAPAG nicht hätte Paroli bieten können. Trotzdem verfolgte das Aargauer KMU ein Teilziel dieses Projektes gemeinsam mit internationalen Partnern weiter und steht kurz vor dem  Durchbruch: die Entwicklung einer «Hotelcard» aus einem Spezialkarton, die ebenfalls mit Chips bestückt wird. Ohne das frühere Forschungsprojekt wäre KAPAG-Inhaber und -Geschäftsführer Alexander Meyer nicht zu jenen Kontakten gekommen, die nun im wahrsten Sinn des Wortes für ihn «key» werden könnten. Meyer lässt auch durchblicken, dass  jene persönlichen Beziehungen möglicherweise zur Realisierung eines weiteren Kartenprojekts führen könnten, bei dem der Schweizer Wertschöpfungsanteil noch wesentlich höher wäre.

 

Fusszeile

Ihr Projekt