Die Ingenieur- und Softwareunternehmung Chestonag Automation AG aus Seengen erweitert ihr Angebot für die Steuerung von Anlagen zur Abwasserreinigung und Trinkwasserversorgung. Am Aargauer Förderprojekt beteiligt: Die FHNW in Brugg-Windisch und das HTZ.
Für Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ist es selbstverständlich, dass permanent ausreichend gutes Trinkwasser zur Verfügung steht. Ebenso «normal» ist es, dass Abwasser effizient gereinigt und danach wieder in den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt wird. Für diese (vermeintliche) Selbstverständlichkeit sorgen in den einzelnen Betrieben wenige Menschen und viel Automatisierungs- sowie Steuerungs- und Regeltechnik.
An diesem Punkt kommt ein KMU ins Spiel, das 1987 am Fusse des Chestenbergs gegründet wurde und das seit vielen Jahren in Seengen zuhause ist: die Chestonag Automation AG (CAG). Sie konzipiert Steuer- und Leitsysteme für den automatischen Betrieb, unter anderem für Abwasserreinigungsanlagen und Trinkwasserversorgungen. Die CAG hat bereits über 6000 Projekte für Kunden aus verschiedenen Branchen in der Schweiz realisiert.
Herzstück der kundenspezifischen Lösungen für die Betriebsautomation ist die Prozessleittechnik der CAG. Mit dieser werden verfahrenstechnische Anlagen gesteuert, geregelt und gesichert. Im Lauf der Jahre wurde diese Technik stetig optimiert und erweitert. Bei verschiedenen Projekten hat CAG schon die Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers WTT genutzt und wurde dabei vom Hightech Zentrum Aargau (HTZ) begleitet und unterstützt. Beim jüngsten WTT-Projekt handelt es sich um die Entwicklung einer mobilen Applikation für das eigene Leitsystem.
Die App «ProvexMobile» wurde im Rahmen mehrerer Förderprojekte – Machbarkeitsstudie, Innocheck, KMU-Impuls – entwickelt. Involviert war ein weiteres Mal auch das Institut für Interaktive Technologien der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Brugg-Windisch. Auch diesmal hat HTZ-Technologie- und Innovationsexperte Bernhard Isenschmid die Projektabfolge koordiniert und die involvierten Partner bis zum Projektabschluss im Frühjahr 2024 aktiv betreut. Das Resultat war ein sogenannter HiFi-Software-Prototyp, der von der CAG im Mai 2024 an der Branchenleitmesse IFAT in München erstmals präsentiert werden konnte.
Mit dieser App bietet die CAG für drei zentrale Funktionalitäten eine mobilgerechte Lösung an, für die heute ein Pikettdienst existiert: Erstens geht es um die mobilgerechte Visualisierung des Anlagenzustandes durch die Darstellung von Prozessinformationen. Zweitens geht es um die Bedienung gewisser Aggregate wie Motoren und Ventile, das heisst um eine Vereinfachung des Fernzugriffs. Drittens sind Störmeldungen und die Alarmierung des Wartungspersonals sichergestellt. Alles in allem sollte die Applikation – um die IT-Fachsprache zu benutzen – auch eine «zukunftsfähige Architektur» aufweisen. Derzeit steht eine Testversion bei Kunden im Einsatz. «Die Integration von mobilen Geräten in Leitsysteme entspricht einem aktuellen Trend», erläutert HTZ-Experte Isenschmid und ergänzt: «Kunden wollen auch ausserhalb der Anlage mit mobilen Geräten direkt auf das Leitsystem zugreifen können. Dies kann sowohl für die Wartung als auch bei einer Problemsuche sehr hilfreich sein.»
Ein weiteres Ziel der CAG bestand darin, die mobile Applikation nach dem Projektabschluss in Eigenregie weiterführen zu können. Zu diesem Zweck wurden Mitarbeitende eng in den Entwicklungsprozess eingebunden, zudem wurden spezifische Workshops durchgeführt. Die CAG zählt aktuell 80 Beschäftigte. Rund 60 von ihnen sind Ingenieure, Techniker oder Systementwickler, neun sind Lernende. Das Unternehmen aus dem Aargauer Seetal ist innovativ – und mehr: Anfang 2024 wurde das KMU im Rahmen des «Swiss Arbeitgeber Award» als beste Arbeitgeberin in der Kategorie der Unternehmen mit 50 bis 99 Mitarbeitenden ausgezeichnet. (rm)