Das Klimatech-KMU Anergytec AG hat mit Unterstützung des HTZ und der FHNW eine zukunftsträchtige Systemlösung für Lüftungsanlagen entwickelt. Mit dem marktreifen Produkt lassen sich der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoss stark senken.
Die Anergytec AG wandelt Anergie – nicht direkt nutzbare Energie – im Zusammenhang mit kreislaufgekoppelten Lüftungsanlagen mittels Kältetechnik in nutzbare Energie um. Damit trägt das KMU dazu bei, dass bei energieintensiven Anlagen und Immobilien Energie und Kosten gespart und weniger Treibhausgase ausgestossen werden. Das «anix-System» dient zur Wärme- und Kälterückgewinnung:
Ein kältetechnisches Gerät sorgt für die bestmögliche Nutzung des energetischen Potenzials der Luftströme. Konzipiert wurde «anix» für Anlagen beispielsweise in Supermärkten, Hotel- und Gastrobetrieben, Spitälern, aber auch in Produktionsunternehmen und Wohnbauten. In der Schweiz stehen rund 22000 solche Anlagen im Einsatz.
Das HTZ und das Institut Nachhaltigkeit und Energie am Bau INEB der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Muttenz starteten mit Anergytec eine Förderstudie. Zunächst klärte HTZ-Experte Reto Eggimann die Patentrechtslage ab, worauf Anergytec die IP-Strategie festlegen konnte. In einer Machbarkeitsstudie wurden die ökologischen Systemvorteile quantifiziert: Im betreffenden Anwendungsfall sank die fossile Heizenergie um drei Viertel, die CO2-Emissionen schrumpften um zwei Drittel. Der Primärenergie-Aufwand wurde um über 30 Prozent gedrosselt.
Anergytec-CEO Beat Gut erläutert: «Mit den gemeinsam entwickelten Berechnungstools konnten wir die Anlagengrösse, den optimalen Funktionsumfang und die Rentabilität sehr schnell beurteilen.» Im Rahmen eines auf der Machbarkeitsstudie aufbauenden Innosuisse-Projekts wurde in einem Supermarkt in Kloten die erste seriennahe Prototypenanlage des «anix»-Systems installiert und monatelang getestet; an der gleichen Heizzentrale sind auch 35 Wohneinheiten angeschlossen. Das Förderprojekt wurde Anfang 2024 erfolgreich abgeschlossen. Das System lief störungsfrei und erreichte eindrucksvoll die angestrebten Effizienzsteigerungen. Mit der Anlage lassen sich jährlich 68 000 Liter Heizöl sparen, womit der Restölbedarf noch einen Sechstel beträgt, und die CO2-Emissionen sanken um 160 Tonnen.
Als nächstes startet die Serieproduktion des Systems in einer redimensionierten Auslegung. Anergytec peilt bei der Vermarktung primär Bestandesbauten an. Die Anergytec AG ist solid positioniert. Aktuell finanziert sie sich u.a. mit Beratungen, Energiekonzepten und der Planung von Gebäudeautomationen. Beat Gut meint zur Zusammenarbeit mit dem HTZ: «Der persönliche Kontakt, der unkomplizierte Umgang und die schnellen Entscheidungen haben uns beeindruckt.» HTZ-Experte Reto Eggimann stuft die Relevanz der erprobten Lösung hoch ein: «Anergytec leistet einen namhaften Beitrag zur dringend notwendigen Dekarbonisierung des Bereichs Gebäudeklima, vor allem im Hinblick auf den Baubestand. Das System steigert die Effizienz bestehender Lüftungsanlagen mit Kreisverbundsystem massiv.»
Nach einer begleiteten Patentrecherche wurde ein System zur Wärme- und Kälterückgewinnung in einer Machbarkeitsstudie mit Innoscheck weiterentwickelt. Im Rahmen eines Innosuisse-Projekts wurde danach ein funktionierender Prototyp mit hohem Wirkungsgrad gebaut.