Hinter der DryiSo AG steckt die Geschichte eines Betriebsökonomen, der sich selbstständig macht und auf eine hierzulande weniger bekannte Reinigungstechnik stösst: Das Trockeneisstrahlen. Das Hightech Zentrum Aargau stellte die Weichen zur Lösung eines Anwendungsproblems.
In den USA setzte das Militär bereits in den 1950er-Jahren zum Entlacken von Flugzeugen auf das Trockeneisstrahlen. Bei diesem Verfahren wird mittels Druckluft festes Kohlenstoffdioxid (Trockeneis) mit einer Temperatur von minus 79 Grad Celsius zum Reinigen von Oberflächen eingesetzt. Das ungiftige, nicht leitende und weiche Trockeneis wird bei Umgebungsdruck direkt zu Gas. Mittels Temperaturschocks lassen sich organische Verunreinigungen praktisch wegsprengen. Michael Müller war schnell vom kommerziellen Potenzial des Trockeneisstrahlens in der Schweiz überzeugt. 2012 gründete er gemeinsam mit einem Kollegen eine Firma (heute ist Müller Mehrheitsaktionär). Bei der Namensgebung ging man pragmatisch vor: das englische „Dry“ für „trocken“, „Ice“ für „Eis“ und „Solutions“ für „Lösungen“. Das Label „DryiSo“ war entwickelt.
Das Unternehmen konzentriert sich auf die Segmente Immobilien und Industrie. Typischerweise werden Fassaden gereinigt, Graffitis entfernt und oberflächliche Verkohlungen von Brandschäden behoben. Ein weiteres Einsatzgebiet ist der Fahrzeugbereich, wo zum Beispiel ein alter Unterbodenschutz entfernt wird. DryiSo setzt regelmässig Arbeitskräfte von sozialen Institutionen aus der Region ein.
Die Reinigung von Maschinen und Motoren wäre ein interessantes Marktsegment. Aber die Platzverhältnisse erlauben oftmals nur den Einsatz kleiner Reinigungsdüsen. Just diese sind vielfach schnell verstopft. Der lokale Wirtschaftsförderer in Zofingen stellte den Kontakt zum Hightech Zentrum Aargau her. Dessen Experte Beat Dobmann initiierte eine Machbarkeitsstudie. Dobmann fand in der FHNW auch schnell den richtigen Forschungspartner. Bereits im Frühjahr 2019 wurde ein Prototyp konstruiert und neue Tests konnten gestartet werden.
„Dieses Beispiel zeigt, dass auch Gewerbebetriebe vom Hightech Zentrum Aargau profitieren können.“
Ende 2018 lancierte das Hightech Zentrum Aargau mit der DryiSo AG eine Machbarkeitsstudie. Zusammen mit dem Institut für Thermo- und Fluid-Engineering der FHNW wurde das Problem der schnell verstopften Kleindüsen ins Visier genommen und ein Prototyp konstruiert.
«In einem an sich unverbindlichen Gespräch gab uns der Experte des Hightech Zentrums Aargau einen entscheidenden Input. Ohne diesen Input hätten wir das Projekt zur Erweiterung unseres Marktsegments nicht gestartet. Gemeinsam mit dem Hightech Zentrum Aargau und der FHNW konnten wir das Projekt realisieren. Sich gegenseitig zu inspirieren und zu motivieren bringt allen einen Nutzen. Die Zusammenarbeit war professionell, unkompliziert und konstruktiv. Sie hat zudem einen weiteren Zusatznutzen aufgezeigt, der ursprünglich gar nicht im Fokus stand. Jedem Unternehmen kann ich den Austausch und die Diskussion mit dem Hightech Zentrum Aargau nur wärmstens empfehlen.» www.htz.ch/1090
Das Kleinunternehmen hat sich vor Jahren auf eine in der Schweiz eher wenig bekannte Reinigungstechnik spezialisiert: das Trockeneisstrahlen. Dabei wird mittels Druckluft festes Kohlenstoffdioxid mit einer Temperatur von rund minus 79 Grad Celsius zum Reinigen von Oberflächen eingesetzt. Durch die Sublimation lassen sich organische Verunreinigungen mit Temperaturschocks gewissermassen wegsprengen, ohne dass das zu reinigende Material – zum Beispiel eine Hausfassade, besprayt mit Graffitis, oder Brandschäden an Holzwänden – Schaden nähme: mit dem ungiftigen, nicht leitenden und weichen Trockeneis lässt sich «sanft» reinigen. Kern einer Machbarkeitsstudie vor drei Jahren war ein Anwendungsproblem: Beim Einsatz von kleinen und damit raumsparenden Düsen, beispielsweise zur Reinigung von Maschinen oder schwer zugänglichen Stellen, kam es schnell zu Verstopfungen. In der Folge wurde der Prototyp einer kleineren Reinigungsdüse entwickelt und gebaut. Der vom HTZ vermittelte Forschungspartner war das Institut für Thermound Fluid-Engineering der FHNW in Brugg-Windisch.
Das Institut brachte sein Know-how auf den Gebieten Strömungsmechanik und Thermodynamik ein. Das Verstopfungsproblem konnte gelöst werden, wie der Inhaber und Geschäftsführer Michael Müller zufrieden resümiert. Der Prototyp weise ein höheres Leistungsvermögen auf und ermögliche letztlich eine Effizienzsteigerung von rund 20 Prozent. Die Zofinger DryiSo AG setzt mittlerweile in 90 Prozent aller Reinigungsprojekte nur mehr auf die neue Komponente.