Gelenksersatzoperationen sind nichts für schwache Nerven. Das schadhafte Knochen- und Knorpelmaterial wird entfernt und das Skelett mit einem Implantat wieder zusammengefügt. Schnitte und Fixierungen müssen extrem genau angebracht werden, denn es gilt, die Winkel und Distanzen des natürlichen Bewegungsapparats bestmöglich zu erhalten.
Chirurginnen und Chirurgen setzen daher vermehrt Navigationssysteme ein. Was mit schrankgrossen Geräten begann, ist heute die Sache von Handgeräten, vollgepackt mit Mikroelektronik. Das Brugger Medtech-Unternehmen Naviswiss AG gehört zu den international führenden Herstellern.
«Gesteuert wird der Eingriff über Positionierungsmarken», erklärt CEO Jan Stifter. Sie werden durch die Haut mit den Knochen verschraubt und dienen der Stereo-Infrarotkamera des Navigationsgeräts als hochpräzise räumliche Anker. Nach der Operation werden die Tags entsorgt. Für die Spitäler sind sie Verbrauchsmaterial.
Für Hersteller wie Naviswiss hingegen generieren sie wiederkehrende Erträge. Stifter suchte daher nach Möglichkeiten, die Produktionskosten zu reduzieren. Aktuell bestehen die Naviswiss-Tags aus drei Komponenten, die in einem aufwändigen und fehleranfälligen Prozess verklebt werden. Eine vom HTZ finanzierte Machbarkeitsstudie mit dem Institut für Kunststofftechnik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW wies den Weg zur Spritzgussfertigung. «Sie ist gut skalierbar und passt perfekt zu unserer internationalen Wachstumsstrategie», sagt Stifter.
In Brugg wurde ein Material evaluiert, das alle mechanischen und optischen Eigenschaften erfüllt, biokompatibel und bedruckbar ist. Im August 2024 lag das Resultat vor, im Oktober startete Naviswiss mit einem Schweizer Spritzgussunternehmen das Industrialisierungsprojekt. Der Markteintritt ist für Mitte 2025 geplant. Jan Stifter ist zuversichtlich, dass er sein betriebswirtschaftliches Ziel erreichen wird: «Die Produktionskosten pro Marker werden um 50 Prozent sinken.»