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Knapp die Hälfte der KMU innoviert

Das Hightech Zentrum Aargau ist seit zehn Jahren ein Fixpunkt der Aargauer Innovationslandschaft. Martin Wörter von der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH über Projektpartnerschaften, regionale Anlaufstellen und die internationale Produktivitätswachstumsstatistik.

«Knapp die Hälfte der KMU innoviert»

«Sie erstellen alle zwei Jahre einen Innovationsbericht zur Schweizer Wirtschaft, Herr Wörter. Wie gehen Sie vor?
Wir arbeiten seit 20 Jahren auf der Basis des KOF-Unternehmenspanels. Es handelt sich um rund 9000 Betriebe mit mehr als fünf Mitarbeitenden aus allen Sprachregionen und allen Branchen; die allermeisten von ihnen sind typische KMU. Wir befragen sie periodisch nach ihren Innovationsaktivitäten.

Welches sind die wichtigsten Eckdaten der Innovationslandschaft Schweiz?
Wir wissen, dass 40 Prozent der Unternehmen mehr oder weniger systematisch Prozess- oder Produktinnovationen implementieren. Ausserdem ist bekannt, dass diese Unternehmen durchschnittlich zwischen 30 und 35 Prozent ihres Umsatzes mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen erzielen.

Ende März publizierten Sie eine Studie zu sogenannten Innovationsmodellen. Was verstehen Sie darunter?
KMU verfügen nicht immer über die nötigen Mittel, neuartige Produkte oder Prozesse inhouse zu entwickeln. Sie sind bei ihrer Innovationstätigkeit auch auf externe Ressourcen angewiesen. Die möglichen Kooperationspartner sind Hochschulen, Mitbewerberinnen und Mitbewerber sowie Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette vor- und nachgelagert sind, also Lieferbetriebe oder Kundinnen und Kunden.

Wie wichtig sind die Hochschulen für die Schweizer KMU?
Das untersuchten wir in unserer Transferstudie von 2020. Wir fanden heraus, dass jedes vierte KMU diese Form des Wissens- und Technologietransfers nutzt. Die Palette reicht von der Lektüre von wissenschaftlichen Studien über Konferenzbesuche bis zur Zusammenarbeit bei konkreten Projekten.

Welche Bedeutung haben Anlauf- und Beratungsstellen wie das Hightech Zentrum Aargau?
Generell lässt sich sagen, dass die sogenannten Intermediäre im Schweizer Innovationsgeschehen eine bedeutende Rolle spielen. Wenn sie ihren Job gut machen, reduzieren sie für ihre Kunden die finanziellen und technischen Risiken, die eine blosse Investition von einem echten Innovationsprojekt unterscheiden.

Ist bekannt, wie hoch der Prozentsatz der erfolgreichen bzw. gescheiterten WTT-Innovationsprojekte in der Schweiz ist?
Präzise Zahlen liegen mir nicht vor. Aber wir verfügen über einen Massstab, an dem sich recht gut ablesen lässt, ob die Innovationsprojekte in einem Land im Wesentlichen funktionieren oder nicht: Es ist die internationale Produktivitätswachstumsstatistik.

Wo liegt die Schweiz auf dieser Rangliste?
Von den europäischen Ländern hat sich die Schweiz – zusammen mit Dänemark – in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Für mich als Forscher ist das nicht sehr erstaunlich, denn die Schweiz verfügt über zwei wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche Innovationsprojekte: Hochschulen auf internationalem Topniveau und Unternehmen mit überdurchschnittlich qualifizierten Mitarbeitenden.