Durchbruch für die Kreislaufwirtschaft: Ein patentiertes Verfahren zur Herstellung von geschäumten Polymer-Kompositplatten erlaubt das Upcycling von verunreinigten und gemischten Kunststoffen.

Raphael Markstaller, der Mitgründer und CEO von UpBoards ist zufrieden. Sein Plattenwerk läuft mittlerweile störungsfrei. Der Ausstoss liegt bei rund fünf Platten à drei Quadratmeter pro Stunde; bis Ende 2024 soll es doppelt so viel sein.

Das Rohmaterial bilden vor allem so genannte post-consumer-Verpackungen, die nicht effizient getrennt werden können – zum Beispiel Multi-Layer-Folien oder gemischte Rezyklate aus der Industrie. Das Material wird geschreddert und gewaschen angeliefert. Bei UpBoards wird es verdichtet, granuliert und zu Platten verarbeitet.

Das Upcycling des Mülls führt verglichen mit der Verbrennung zu einer Reduktion des CO2-Ausstosses um 95 Prozent. «Damit», so Markstaller, «leisten wir einen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit fossilen Ressourcen.»

Rückblick: Während seiner Zeit als Qualitätsverantwortlicher in einer Fassadenbaufirma verfolgte Raphael Markstaller die Idee, kostengünstige Unterkünfte für Flüchtende im Nahen Osten zu bauen. Er gründete ein Jungunternehmen für modulare Raumsysteme.

Ausserdem begann er sich zu fragen, ob es möglich sei, den in den Camps anfallenden Plastikmüll als Rohstoff zu nutzen. Eine Patentrecherche führte zu einer Recyclingfirma in England. «Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sich mit deren Verfahren keine hochwertigen Bauteile herstellen lassen», erinnert sich Markstaller.

Da gründete der damals 33-Jährige die UpBoards GmbH, sammelte bei Freunden und Bekannten 300000 Franken Eigenkapital und begann – im Zusammenspiel mit Forschungspartnern – mit verschiedenen Extrusions- und Spritzguss­technologien zu experimentieren.

Kooperation mit dem Institut für Kunststofftechnik

Die ersten Tests mit fertigen Recyclingplatten brachten nicht die erwünschten Resultate. Den entscheidenden Fortschritt brachte ein vom HTZ begleitetes Innosuisse-Projekt mit dem Institut für Kunststofftechnik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. «Es gelang, die Materialeigenschaften und Prozessparameter entscheidend zu verbessern», sagt Raphael Markwalder. Unterdessen laufen Pilotprojekte mit mehreren Schweizer Partnerfirmen.

Markstaller will mit seinen Platten Neu-Kunststoff oder Holzplatten substituieren; unter anderem im Möbel- und Gartenbau oder in der visuellen Kommunikation. Weiteres grosses Potential sieht er auf Baustellen. In der Schweiz werden jedes Jahr mehrere Millionen Quadratmeter Einwegschalttafeln verbrannt.

Im Herbst 2023 zog der Cleantech-Pionier eine weitere Finanzierungsrunde durch. Nun plant er mit seinem zehnköpfigen Team den Weg ins Ausland. Die Suche nach einem geeigneten strategischen Partner in Europa läuft. Die Ziele seien ambitioniert, so Marktstaller:«2025 wollen wir 3000 Tonnen Mischabfälle rezyklieren.»

Auf einen Blick

Das HTZ suchte für die UpBoards GmbH einen geeigneten Forschungspartner und stellte den Kontakt zum Institut für Kunststofftechnik der Fachhochschule Nordwestschweiz her. Nach einer Machbarkeitsstudie begleitete das HTZ den Kunden bei der Durchführung eines grossen Innosuisse-Projekts, das im Juli 2022 zum Abschluss kam.