Im globalen Süden gelangt viel Plastikmüll in die Umwelt. Stavolt-Chef Pueng That will der lokalen Bevölkerung helfen, mit dem Abfall Geschäfte zu machen.  Die technische Grundlage bildet eine mobile Pyrolyse-Anlage.

Pueng That arbeitete erfolgreich als Umwelt­Ingenieur für Unternehmen und Behörden. Er hatte die 40 hinter sich gelassen, als er 2019 über private Kontakte auf neue technologische Ansätze auf dem Gebiet der Pyrolyse stiess.

Es handelt sich dabei um die Rückverwandlung von Kunststoffen in ihre petrochemischen Ausgangsstoffe Öl und Gas. In Grossbritannien und Deutschland sind bereits eine Handvoll Grossanlagen in Betrieb. Die Pyrolyse dient als Alternative zur Verbrennung von nicht oder schlecht zu rezyklierenden Kunststoffen.

«Ich war elektrisiert», erinnert sich That, dessen Familie in den 70er-Jahren aus Kambodscha in die Schweiz geflohen war. Er sah einen Hebel zur Bekämpfung eines weltweiten Umwelt­problems: Die Vermüllung der Ozeane. Denn in Ländern wie Kambodscha landen Plastiksäcke, Einweggeschirr oder aufgeschäumte Lebensmittelverpackungen nicht in der KVA, sondern in der Umwelt und letztendlich im Meer.

Pueng That sondierte den Markt und machte sich mit seiner Stavolt AG an die Entwicklung einer mobilen Pyrolyse-Anlage. Der Plan: Bezahlte Helferinnen und Helfer sammeln den Plastikmüll ein und bringen ihn zu den Pyrolyse-Stationen, wo er in die Rohstoffe Öl und Gas aufgespaltet wird.

Unterdessen liegt ein Prototyp vor. Er produziert aus fünf Kilogramm Plastikmüll rund vier Liter Öl. In Kambodscha laufen die ersten Feldversuche. Gleichzeitig führt der Stavolt-Chef Zulassungsgespräche mit dem Umwelt- und dem Ministerium für Industrie, Wissenschaft, Technik und Innovation.

Rohstoff für Seifen und Reinigungsmitteln?

Zuhause in der Schweiz wird derweil abgeklärt, welche Rohstoffqualitäten die in Biberstein entwickelte Pyrolyse-Anlage zu produzieren vermag. Denn von der Qualität des Outputs hängt ab, wie das das Pyrolyse-Öl weiterverwendet werden kann; bloss als Treibstoff oder auch als Ausgangsmaterial für einfache Kunststoffanwendungen wie Sitzbänke; oder gar für die Herstellung von Seifen oder Reinigungsmitteln. Mitte 2024 sollte die vom HTZ mitfinanzierten Machbarkeitsstudie abgeschlossen sein.

Ebenfalls im Verlauf von 2024 will Pueng That in der Region von Siem Reap, dem Standort der weltbekannten Angkor Tempelanlagen, ein Pilotprojekt mit der lokalen Bevölkerung starten. Es geht darum, das Sammelsystem zu testen und für die Pyrolyseprodukte lokale Absatzmärkte aufzubauen. «Erst wenn das gelingt», so That, «ist das System selbsttragend und kann skaliert werden.»

Entwicklungsexperten sprechen von Community Driven Plastic Recovery (CDPR). Die Stavolt AG positioniert sich als Technologielieferant. Für die Abwicklung und Finanzierung des grenzüberschreitenden Cleantech-Projekts hat That den Verein Plastic Awareness, kurz Plaware gegründet. Er wird von kambodschanischen NGO und Schweizer Gönnern unterstützt.

Auf einen Blick

Das HTZ suchte für die Stavolt AG einen geeigneten Forschungspartner und stellte den Kontakt zum Institut für Mikrotechnik und Photonik der Ostschweizer Fachhochschule OST her. Nach einer begleiteten Patentrecherche beim Institut für Geistiges Eigentum IGE unterstützte das HTZ die Stavolt AG mit einer Machbarkeitsstudie.