ProjektSmartBreed AG, Zufikon

Smarte Zuchtlösung für alternative Proteine

#1582

Das HTZ unterstützt das Agritec-Jungunternehmen SmartBreed beim Einstieg in einen Markt mit viel Potenzial

Drei Brüder haben im Freiamt ein Start-up aufgebaut, das auf Insekten als nachhaltige Proteinquelle für Tierfutter setzt. Statt importiertes Soja zu verfüttern, sollen Agrar-Nebenprodukte «up-cycle» werden. Zu den Wegbereitern der SmartBreed AG gehört auch das Hightech Zentrum Aargau.

Die SmartBreed AG ist ein Start-up, dessen Geschichte 2019 in Zufikon ihren Anfang nimmt. Im Keller ihres Elternhauses begannen Christoph, Patrik und Adrian Bertschi an der Umsetzung einer ambitiösen Idee zu tüfteln: Mit dem Upcycling von Lebensmittelabfällen nachhaltig und wirtschaftlich Insektenproteine herstellen und so eine Kreislaufwirtschaft betreiben. Der Hintergrund: Mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt der Proteinbedarf laufend und es wird immer anspruchsvoller, diesen Bedarf nachhaltig zu decken. Gefragt ist die richtige Technologie. Bei der Lösungssuche rückten schnell Insekten in den Fokus – vor allem als Futterbestandteil. Insektenproteine können in Landwirtschaftsbetrieben Soja oder Fischmehl ersetzen. In der Schweiz werden 80 Prozent der importierten, eiweissreichen Sojabohnen verfüttert. Insekten wie Mehlwürmer oder Soldatenfliegenlarven eignen sich zudem als Ausgangsstoff für die Herstellung von Insektenöl, und die Zuchtabfallprodukte können als hochwertiger Dünger verwendet werden.

Upcycling von Lebensmittelabfällen zu Insektenfutter

SmartBreed will mit einer smarten Technologie regional anfallende Abfälle sowie ungenutzte Reststoffe vor Ort in wertvolle Insektenproteine umwandeln. Dafür eignen sich diverse Stoffe:

  • Feuchte oder nasse Abfälle wie Neben- und Überschussprodukte aus der Obst-, Gemüse- oder Nahrungsmittelindustrie, organische Nebenprodukte sowie Abfälle aus dem Detailhandel.
  • Trockene und stärkehaltige Abfälle: Neben- und Überschussprodukte aus der Herstellung von Backwaren, Pasta und weiterer Nahrungsmittel, organische Nebenprodukte aus Getreide oder Hülsenfrüchten, sowie Abfälle aus dem Detailhandel.

Der Umfang der in der Schweiz regelmässig anfallenden Neben- und Überschussprodukte ist erheblich. Allein die Lebensmittelabfälle machen jährlich 3 Millionen Tonnen aus; dies entspricht einem Viertel jener Treibhausgase, die durch die Ernährung verursacht werden. Diese Abfälle müssen heute durch die Produzenten meistens kostenpflichtig in Biogasanlagen entsorgt werden.

Breite Unterstützung durch das HTZ

Im Hinblick auf die Realisierung der angestrebten kompletten Insektenzuchtlösung klopfte SmartBreed 2020 beim Hightech Zentrum Aargau an. «Wir konnten seither bei der Produktentwicklung und darüber hinaus viel Support bieten», erläutert Thomas Knecht, Technologie- und Innovationsexperte des HTZ. So wurde SmartBreed auch bei der Weiterentwicklung des Business Modells unterstützt. Dazu gehörte etwa die Identifikation der Kundenbedürfnisse, ebenso die Evaluation der erfolgversprechendsten Absatzmärkte. «Ein wichtiger Teil unseres Engagements bestand darin, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass SmartBreed mit einem neuartigen Produkt einen Markt anpeilt, der hoch kompetitiv ist und in dem die preisliche Wettbewerbsfähigkeit eine entscheidende Rolle spielt», ergänzt Knecht. Christoph Bertschi von SmartBreed sieht einen zentralen Mehrwert der Kooperation im grossen Netzwerk des HTZ, welches die Identifikation der passenden Forschungspartner stark erleichtert habe. Als zweiten Nutzeffekt erwähnt er das Know-how des HTZ für die Beantragung von Fördermitteln und die Unterstützung bei der Antragsstellung.

Mehrere Förderprojekte

Die SmartBreed AG hat Zuchtlösungen für mehrere Insektenarten entwickelt und getestet, wobei sie selber keine Insekten züchtet. Die Zuchtlösungen werden platzsparend, das heisst mit vertikal angeordneten Zuchtbecken, realisiert. Der Betrieb ist von der Reproduktion und Aufzucht bis zur Verarbeitung der Insekten voll automatisiert. Mit gezielter externer Unterstützung konnte das Jungunternehmen eine Reihe von Förderprojekten realisieren und auf verschiedenen Gebieten Erfahrungen sammeln. Den Start machte ein Innovationsscheck mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick. Dabei ging es um die Entwicklung eines Fütterungskonzepts für Heuschrecken. Ziel der nachfolgenden Machbarkeitsstudie, finanziert durch den Forschungsfonds Aargau, war die Entwicklung eines Prototypen einer automatisierten Mehlwurm-Zuchtanlage. Als Forschungspartner waren dabei die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Switzerland Innovation Park Biel/Bienne involviert. Eine anschliessende Machbarkeitsstudie widmete sich dem Feuchtigkeitsmanagement in der Zuchtanlage für Soldatenfliegenlarven. Aktuell laufen die Vorbereitungen für ein Innosuisse-Projekt, in dessen Rahmen eine Mehlwurm-Zuchtanlage im industriellen Massstab entwickelt werden soll.

Konzentration auf die Schweiz

Die Nachfrage nach lokal produziertem, nachhaltigem und proteinreichem Tierfutter ist gross, wie dies auch zahlreiche Anfragen von Biobauern, Fischzüchtern und Zoos zeigen. SmartBreed verfügt heute über marktreife Lösungen. Der geographische Fokus liegt zunächst auf der Schweiz und hier auf zwei Segmenten: Für das Upcycling von feuchten Lebensmittelabfällen eignen sich Schwarze Soldatenfliegenlarven am besten, während für Getreide-Nebenprodukte Mehlwürmer eingesetzt werden. Angepeilt wird primär der Tierfuttermarkt.

Starke internationale Konkurrenz

Die internationale Konkurrenz ist stark. Die Wettbewerber im EU-Raum profitieren – Stand Herbst 2023 – noch von vorteilhaften Regulierungen. Anders als in der EU ist es in der Schweiz nicht zulässig, verarbeitete Insekten zu verfüttern. Ändern könnte dies die angepasste schweizerische Verordnung zur Regelung der Verarbeitung von tierischen Nebenprodukten, die sich aktuell in der Vernehmlassung befindet.

An der SmartBreed AG sind heute auch Business Angels als Minderheitsaktionäre beteiligt. Die Geschäftsführung wird von zwei Co-Gründern wahrgenommen, die seit 2020 voll auf den Aufbau des eigenen Start-ups setzen: CEO Christoph Bertschi (32) hat einen Master in Banking and Finance. Um das Engineering und Innovationsfragen kümmert sich sein Bruder Patrik (27), der über einen Bachelor in Rechtswissenschaften verfügt.

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