Wenn die Intelligenz aus der Wolke kommt: Avisec-Inhaber Daniel Bärtschi entwickelte mit dem Institut für Datenwissenschaft der FHNW neue Algorithmen für die Baustellendokumentation.
In der Nacht vom 17. auf den 18. Juni ersetzten Bauarbeiter die Eisenbahnbrücke über die Ostumfahrung von Zurzach. Wie dafür ein gigantischer Raupenkran installiert werden musste, sehen Sie via nebenstehendem QR-Code im Zeitraffer.
Erstellt wurde das Video von der Remetschwiler IT-Firma Avisec. Das Team von Inhaber Daniel Bärtschi hatte eine ferngesteuerte Spiegelreflexkamera installiert, die über Wochen und Monate einen konstanten Strom von Bildern generierte.
«Unsere Auftraggeber sind Bauherren, Generalunternehmen und Planer; vor allem aus der DACH-Region», erklärt Bärtschi. Eingesetzt werden die Videos von den Kundinnen und Kunden zum Beispiel als Social-Media-Inhalte. Oder um die Baulogistik zu planen. Oder im Dienste des Qualitätsmanagements, wenn es etwa darum geht, nachträglich die Haftung für Bauschäden zu klären.
Bevor die Bilddateien jedoch von Avisec in die Amazon-Cloud geladen werden, müssen sie sortiert und bearbeitet werden. Bilder, auf denen nichts zu erkennen ist, weil der Morgennebel die Sicht verdeckt oder ein Kranausleger vor der Kamera parkiert, stören in einem Zeitraffer. Und bei Videos, die im Internet frei verfügbar sind, dürfen aus Datenschutzgründen keine Gesichter zu erkennen sein.
«Viele Jahre arbeiteten wir dafür mit spezialisierten Dienstleistern in Osteuropa zusammen», erklärt IT Fachmann Daniel Bärtschi. Doch auch Routinearbeiten kosten. Deshalb entschloss sich Bärtschi, der schon verschiedentlich mit KI-Algorithmen experimentiert hatte, in der Bildbearbeitung neue Wege zu gehen.
Das HTZ brachte ihn mit dem Institut für Datenwissenschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zusammen. Eine vom HTZ finanzierte Machbarkeitsstudie wies den Weg zur Automatisierung von Zeitraffer und Personendetektion. «Seit Mitte 2020», so Bärtschi, «wissen wir, was zu tun ist.»
Die Auslegerordnung der Brugger Computer Visions-Experten war so detailliert, dass sie als Basis für ein anschliessendes Innosuisse-Projekt diente. Es ist unterdessen ebenfalls abgeschlossen. Das Tool zur Personenerkennung ist in Betrieb, die Zeitrafferfunktion ist teilautomatisiert.
Insgesamt hat Daniel Bärtschi einen sechsstelligen Betrag investiert; viel Geld für einen zwölfköpfigen Betrieb. Aber es hat sich gelohnt. Avisec konnte die Kosten und Lieferzeiten für seine Zeitraffer-Services massiv reduzieren.
Sowas spricht sich herum in der Bauwirtschaft. Per Anfang Jahr überwachten die Kameras aus Remetschwil rund 1000 Grossbaustellen in 17 Ländern. Doch es werden schnell mehr:
«Zurzeit», sagt Daniel Bärtschi, «legen wir jeden Tag eine neue Kundenadresse an.»
Sehen Sie hier die Reportage von Adrian Remund von TeleM1 vom Juni 2021.