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Sauber die Schweiz umrunden

Die Wave Trophy ist die grösste E-Mobil-Rallye der Welt. Der Auftakt findet am 11. und 12. September an der FHNW Brugg-Windisch statt. Mit dabei sind mit Beat Christen (Verantwortlicher Partner- und Eventmanagement) und Peter Morf (Technologie- und Innovationsexperte) zwei Mitarbeitende des Hightech Zentrums Aargau. Mit einem Tesla S P85D (das Fahrzeug ist im Privatbesitz von Beat Christen) werden sie die «Mission Innovation Aargau» auch optisch durch die Schweiz führen. Wir haben ihnen einige Fragen gestellt.

In Norwegen ist bereits jedes dritte neue Auto ein E-Mobil. Wo liegen wir bei den E-Neuzulassungen in der Schweiz

Peter Morf: Gemäss «Statista» liegen wir in der Schweiz per Ende 2019 bei einem Anteil von 5,6 Prozent bei den E-Neuzulassungen. Während der Corona-Krise nahm der Anteil sogar noch zu. In der EU um 47 Prozent!


Warum hinken wir hierzulande dieser Entwicklung hinterher?

Morf: Die Gründe sind vor allem die höheren Anschaffungskosten, die nach wie vor bestehende Reichweitenangst, die fehlenden direkten Anschaffungsprämien und wenig steuerliche Ermässigungen. Zudem hemmen Lieferengpässe die Kauflust.

Beat Christen: Die Schweiz fördert die E-Mobilität nicht sehr stark. Bei einigen Kantonen wie dem Aargau werden die Strassenverkehrssteuern für E-Autos nicht reduziert. Andere Kantone setzten sie etwas tiefer an oder erlassen sie ganz. Spürbar ist die Einsparung vor allem bei den Betriebskosten: Ein E-Auto hat nur sechs Verschleissteile, nämlich zwei Scheibenwischer und vier Pneus. Zudem ist Strom günstiger als Treibstoff, und auch die Versicherungsprämien sind tiefer. Dies alles macht die höheren Anschaffungskosten über die ganze Betriebsdauer zu einem guten Teil wieder wett.


Stichwort Reichweiten der Automodelle und flächendeckend verfügbare E-Ladestationen: Holt die Schweiz auf?

Christen: Ich fahre nun seit über fünf Jahren ausschliesslich Elektroauto. Ich habe gegen 110 000 Kilometer zurückgelegt, auch mit internationalen Fahrten. Die Reichweitenangst ist unbegründet. Im Alltag reichen bereits 100 Kilometer problemlos. Auf Langstrecken braucht das Laden noch etwas mehr Zeit als das klassische Tanken. Mit der Weiterentwicklung der Batterietechnologie und einer laufend leistungsfähigeren Ladeinfrastruktur verkürzt sich die Ladezeit laufend. Das Angebot an Lademöglichkeiten und Schnellladestationen in der Schweiz erachte ich bereits heute als ausreichend. Idealerweise werden E-Autos tagsüber am Arbeitsplatz über Solarpanels geladen. Hier gibt es noch viel Potenzial. Zukünftig könnten Batterien als mobile Speicher verwendet werden, welche am Tag Solarstrom laden und diesen am Abend ins Haus einspeisen.


Elektroautos sind heute noch verhältnismässig teuer. Würden höhere Stückzahlen die Kosten für die Herstellung automatisch senken?

Christen: Die Kosten sinken laufend, weil die Batterien günstiger werden und die Skaleneffekte in der Produktion greifen.

Morf: Spätestens im Jahr 2025 wird die Preisparität erwartet.

Man hört auch immer wieder, dass vor allem die Herstellung, die kürzere Lebensdauer und die Entsorgung der Batterien die Ökobilanz der Elektroautos trübt. Steht bald ein grosser Entwicklungsschritt bevor?

Christen: Die Batterietechnologie entwickelt sich rasant weiter. Durch immer höhere Leistungsdichten wird das Gewicht für die gleiche Reichweite reduziert, und die Batterien werden günstiger. Bereits heute verwenden viele Hersteller keine Seltenen Erden mehr, und der bereits heute tiefe Kobaltanteil wird laufend reduziert. Kobaltfreie Batterien sind bereits heute im Einsatz. Nach dem Einsatz im Auto lassen sich Batterien noch lange als Stromspeicher einsetzen.

Morf: Oft wird bei den Lebenszyklusanalysen das Recycling nicht mit berücksichtigt. Der meistdiskutierte Anteil an CO2 bei der Produktion der Batterien hängt vom dabei verwendeten Strommix ab. Hier zeigt eine aktuelle Studie des Paul-Scherrer-Instituts, PSI, dass batterie-elektrische Fahrzeuge mit Abstand die beste Option zur Vermeidung von CO2 im individuellen Verkehr darstellen.


Welche Chancen bietet die Elektromobilität für Unternehmen im Aargau und in der Schweiz?

Christen: Neue Technologien und Geschäftsmodelle bieten vielfältige Chancen für innovative Unternehmen. Neben technologischen Weiterentwicklungen bei Batterien und E-Motoren braucht es intelligente Ladelösungen für Quartiere und Mehrfamilienhäuser, Recyclingzentren, Software und Dienstleistungen rund um die Mobilität. Zudem liegen in der Sharing Economy ebenfalls viele Potenziale für neue Geschäftsmöglichkeiten.


Was ist Sinn und Zweck der Wave Trophy und was bedeutet der Name?

Christen: «Wave» steht für «World Advanced Vehicle Expedition». Sie ist die grösste E-Mobil-Rallye der Welt und findet bereits seit 2011 jedes Jahr statt. Tour-Direktor Louis Palmer hat 2007/2008 mit seinem Solartaxi die Welt als erster Mensch in einem solarbetriebenen Auto umrundet. Seine Mission: Der Welt zeigen, dass man mit Solarenergie um die Erde fahren kann – die Technologie ist alltagstauglich und es macht Spass! Nach seiner Rückkehr verlieh ihm das UNEP, die United Nations Environment Programme, die Auszeichnung «Champion of the Earth» in der Kategorie Inspiration and Action, und die UNO gab ihm den Auftrag, sich weiterhin für die Umwelt und die Sensibilisierung der Bevölkerung einzusetzen. So entstand die Wave, die Pioniere und Enthusiasten anzieht. Das Ziel besteht darin, der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen.

Morf: Die Ausstellung in Brugg dient dazu, der Bevölkerung die Fahrzeuge näherzubringen und ihr den Austausch mit den Teilnehmenden zu ermöglichen. Zwei Referate beleuchten verschiedene Aspekte der Elektromobilität: Mein Referat werde ich zum Thema «Geschichte und Innovationen der Elektromobilität» halten. Christian Bauer vom PSI vertieft das Thema «Elektromobilität – die ökologische Perspektive». Er hat zusammen mit anderen Autoren die Studie zur Elektromobilität verfasst.

Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme an der Wave Trophy?

Christen: Viele gute Kontakte mit der Bevölkerung, ein Kennenlernen von Gegenden, welche mir noch nicht so vertraut sind, und einen offenen Erfahrungsaustausch mit anderen Elektromobilprofis.

Morf: Als Schwerpunktleiter Energietechnologien und Ressourceneffizienz interessieren mich die vielen spannenden Energiethemen, welche wir auf dieser Tour kennenlernen und diskutieren werden. Ebenfalls freue ich mich, emissionslos und still durch die schönsten Gegenden der Schweiz zu kurven und mit den Teilnehmenden der Trophy über Gott und die Welt zu sinnieren.


Auf welche Highlights der «Grand Tour of Switzerland» freuen Sie sich?

Morf: Auf das Solarkraftwerk auf dem Lac de Toules im Wallis. Diese Installation ist in vielfacher Hinsicht sehr interessant. Erstens kann die Strominfrastruktur, die für den Speichersee verwendet wird, auch für das Solarkraftwerk verwendet werden. Zweitens ist die solare Einstrahlung in den Bergen viel höher als im Flachland, und die Reflexion der verschneiten Landschaft ermöglicht auch im Winter hohe Erträge. Solche Anlagen können in den Alpen auf diversen Speicherseen ebenfalls installiert werden – es war Zeit, dass diese Art von Solaranlagen nun endlich auch in der Schweiz aufgebaut wird.

Christen: Ich freue mich auf die Gespräche mit den Teilnehmenden der Wave Trophy, auf die interessanten Besichtigungen während der Tour und – als erfahrener Botschafter der Elektromobilität – vor allem auf den Austausch mit der Bevölkerung. Wenn wir Zweifel an der Alltagstauglichkeit ausräumen und Praxiserfahrungen weitergeben können, würde mich das sehr freuen. Natürlich sind wir beide auch etwas stolz, die Mission Innovation Aargau in die Schweiz hinauszutragen.


Die Effingermedien AG sind Medienpartner der Wave Trophy 2020.

Autor: Stefan Haller
Original-Link: https://www.e-journal.ch/region/sauber-die-schweiz-umrunden/

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