Das HTZ und das Pionier-Start-up SwissShrimps AG haben ein weiteres Förderprojekt in Angriff genommen. Die Crevettenzüchter aus Rheinfelden haben zudem eine neue Finanzierungsrunde gestartet.

Man durchlebe gerade ein Auf und Ab, wie dies für ein pionierhaftes Jungunternehmen eben normal sei, umschreibt Geschäftsführer Rafael Waber die momentane Befindlichkeit der SwissShrimp AG. Das Start-up beliefert seit 2020 Gastrobetriebe und Privatpersonen in der Schweiz und in Liechtenstein mit Crevetten «made in Rheinfelden» und hat heute umgerechnet rund 20 Vollzeitstellen. Im August 2023 wurde eine nächste Finanzierungsrunde gestartet, bei der 10'000 Aktien bei bisherigen und neuen Investoren platziert werden. Aktuell sind zirka 350 Aktionärinnen und Aktionäre beteiligt; das achtköpfige Gründerteam hält noch rund 20 Prozent. Waber ist zuversichtlich, dass auch diese Aktienemission erfolgreich realisiert werden kann – SwissShrimp hatte noch nie Probleme bei der Geldbeschaffung.

«Mit der zusätzlichen Liquidität wollen wir die nächsten Entwicklungsschritte bis zum break-even finanzieren»,

erklärt Waber.

Nummer 1 in Europa

Die SwissShrimp AG und das HTZ haben bereits eine Reihe von gemeinsamen Projekten mit Erfolg realisiert. Ein nächstes Fördervorhaben wird derzeit geplant und könnte noch im Spätsommer gestartet werden. Es geht um eine Produktivitätssteigerung. Das Ziel sind planbare, kontinuierliche Erntemengen mit einem Output von 60 Jahrestonnen. Damit wäre SwissShrimp die Nummer eins in Europa. Wunschpartner für das Projekt ist das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW in Wädenswil. Dieses Institut verfügt über grosses Fachwissen über den Betrieb von Kreislauf-Aquakulturanlagen. Seine Fachleute könnten SwissShrimp auch bei der Schaffung von optimalen Aufzuchtbedingungen und bei der Wissensdokumentation unterstützen. Mit der Verpflichtung von zwei erfahrenen Aquakultur-Biologen aus Ecuador im Frühjahr 2023 hat SwissShrimp auch direkt in die eigene Kompetenz investiert.

Bereits drei erfolgreiche Projekte

Die ersten Kontakte zwischen dem HTZ und der 2013 gegründeten SwissShrimp AG wurden um 2016 geknüpft, als das Jungunternehmen noch einen Versuchsbetrieb in Luterbach SO führte. 2019 wurde erstmals in Rheinfelden geerntet. Mit Unterstützung durch das HTZ wurden bisher drei Finanzierungsprojekte umgesetzt:

  • Im Rahmen einer Initialberatung brachte das HTZ die Jungfirma mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU zusammen. Dessen Technologiefonds übernahm schliesslich eine namhafte Bürgschaft für ein Bankdarlehen.
  • Eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung des Geschäftsmodells der Crevettenzüchter ist die Logistik. Gemeinsam mit dem Institut für Industrial Design der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und einem Industriepartner konnte jene Frischebox entwickelt werden, in der die online bestellten, erntefrischen Shrimps bei einer Temperatur von 0 bis 2 Grad Celsius versendet werden. Das Mehrweggebinde wird bis zu 200-mal verwendet.
  • Im Mittelpunkt des dritten Projekts stand eine Lebenszyklusanalyse der Shrimpsproduktion. Zum Zweck der Bestimmung der idealen Futtermenge für die kleinen Krustentiere vermittelte das HTZ auch in diesem Fall den passenden Umsetzungspartner aus dem Hochschulbereich: Das Institut für Biomasse und Ressourceneffizienz der FHNW.

Intensiver Austausch

Zur bisherigen Zusammenarbeit mit dem HTZ hält Rafael Waber fest: «Das HTZ lenkt innovative Projektideen zielgerichtet in die richtige Bahn. Insbesondere bei der Wahl der Forschungspartner haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.»

Dr. Peter Morf, Technologie- und Innovationsexperte des HTZ, ergänzt:

«Das Hightech Zentrum Aargau kann auf eine äusserst interessante gemeinsame Geschichte mit SwissShrimps zurückblicken. Seit der Ansiedlung in Rheinfelden pflegen wir einen intensiven Austausch. Es geht darum, in jeder unternehmerischen Entwicklungsphase die richtigen Kontakte und Finanzierungsinstrumente zu finden, damit die nächsten Schritte effektiv und schnell in Angriff genommen werden können.»

Nachhaltig und frei von Antibiotika

Die SwissShrimp AG ist ein Unikum. Das Gründerteam um Thomas Tschirren hat sich von Anfang an hohe Ziele gesteckt und ein «Best-Practice-Unternehmen» angestrebt. SwissShrimp bietet eine lokal produzierte Alternative zu tiefgekühlt importierten Meeresfrüchten. Solche stammen teilweise aus Wildfang, der mit einem hohen Anteil an Fischbeifang verknüpft ist. Für viele Zuchtfarmen im Wasser werden Mangrovenwälder abgeholzt, zudem werden Zucht-Shrimps oft mit Antibiotika behandelt.

In der SwissShrimps-Farm auf dem Gelände der Schweizer Salinen AG in Rheinfelden entwickeln sich die importierten Postlarven in einer geschlossenen Salzwasser-Kreislaufanlage zu ausgewachsenen Tieren – innert 100 Tagen und bei einer Wassertemperatur von 30 Grad. Die thermische Energie für die Beheizung der 16 Salzwasserbecken stammt vom direkten Nachbarn, der Saline Riburg. Bei den «Aargauer» Shrimps – übrigens ein Synonym für Garnelen und Crevetten – handelt es sich um Weissbein-Garnelen, die in Asien und Südamerika heimisch sind.

SwissShrimp AG in der Presse

Nov. 2018: Crevetten aus der Schweiz – ja, das gibt es. Fast 10 Jahre lang hat die Aufbauarbeit gedauert. Nun endlich beginnt die grösste Crevettenfarm Europas zu produzieren. Hören Sie den Radio-Bericht: https://www.srf.ch/news/panorama/kuriositaet-aus-rheinfelden-crevetten-aus-der-schweiz-ja-das-gibt-es

März 2019: Hier finden Sie einen interessanten Bericht des SRF über die erste Ernte: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/shrimps-swiss-made?id=fdd57dca-3f92-4d14-8feb-6a3512ef7a4c

Juli 2022: Bericht in der NZZ

Juni 2023: SRF Aktuell Film

So kommen die SwissShrimps zu den Kunden nach Hause