ProjektStahlton Bauteile AG, Frick

Strom von der Hauswand

#1425

Vertikal angebrachte Solarmodule sollten auch ästhetischen Kriterien genügen. Ernst Gisin, CEO des Bauzulieferers Stahlton Bauteile AG, hat die passende Lösung gefunden.

Die neue Station Eigergletscher der Jungfraubahnen, der Sitz der Stadtzürcher Kriminalpolizei, diverse Spitäler, Heime,  Schulhäuser und Mehrfamilienhäuser in der ganzen Schweiz haben eines gemeinsam: Sie sind mit Betonelementen der Stahlton Bauteile AG verkleidet – einer ästhetisch reizvollen Alternative zu Glas und Verputz.

«Wenn man nichts macht, passiert nichts»

Die Nachfrage steigt und beschert Stahlton ein kontinuierliches Wachstum. Doch ausruhen ist für CEO Ernst Gisin keine Option.

«Wenn man nichts macht, passiert nichts», lautet das Motto, mit dem Gisin seine 200 Mitarbeiter führt. Deshalb startete er vor drei Jahren das Projekt Multifunktionsfassade. 

Bisher punkteten die massgeschneiderten Fassadenelemente von Stahlton vor allem mit ihrem Design und ihren guten bauphysikalischen Eigenschaften. Neu sollen sie auch gegen Schallimmissionen schützen und Energie produzieren. 

Für das Thema Schall spannte Gisin mit der EMPA Dübendorf zusammen. Für die Photovoltaik wandte er sich an das HTZ, wo er sich mit dem Technologieexperten Peter Morf  zusammensetzte. Ein Volltreffer, wie sich weisen sollte. Denn der 54-jährige Morf verfügt aus seiner Zeit beim Technologiekonzern Komax über Erfahrung mit Solarmodulen und ist  Jurymitglied des Solarpreises Schweiz.

Nanotechnologische Farbfolien

Im November 2020 stellte Morf den Kontakt zum Neuenburger Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique CSEM her. Das grösste Solarforschungsinstitut der Schweiz zeigte sich interessiert und holte die Spin-off-Firma  Solaxess ins Boot, ein Hersteller von nanotechnologischen Farbfolien für siliziumbasierte Solarmodule.

Die Farbgebung der Module war von allem Anfang an ein Schlüsselelement des Projektes. Denn Fassadenelemente mit schwarzgrauen Solarpanels, die von Weitem als solche erkennbar sind, kamen für Ernst Gisin nicht in Frage:

«Wir wollten nicht gezwungen sein, von unseren ästhetischen Ansprüchen abzuweichen.»

Die Machbarkeitsstudie finanzierte das HTZ. Es erwies sich, dass es mit der Solaxess-Technologie möglich ist, Solarmodule und Betonelemente farblich aufeinander abzustimmen. 

Im Sommer 2021 war das HTZ wieder gefragt. Physiker Morf setzte mit dem CSEM ein «KMU-Impuls»-Projekt auf. Die Experten aus Neuenburg wurden beauftragt, die sicherheitstechnischen Aspekte der photovoltaisch aktivierten Fassadenelemente abzuklären. Die Zertifizierung sollte im kommenden Herbst vorliegen, der Markteintritt ist für Anfang 2023 geplant.

Showcase für Architekten und Planer

Bis dahin entsteht bei den Produktionshallen in Frick ein Solarkraftwerk mit einer Spitzenleistung von 1000 Kilowatt.  Über diesen Showcase für Architekten und Fassadenplaner will Ernst Gisin die privaten und institutionellen Bauherren ansprechen:

«Sie müssen wissen, dass sie mit unseren Modulen einen Beitrag zur Energieversorgung leisten können.»

Die Stromgewinnung an vertikalen Gebäudeflächen hat Potenzial: Eine 2019 erschienene Studie des Bundesamtes für Energie BFE kam zum Schluss, dass sich an den Schweizer Hausfassaden jährlich 17 Terawattstunden Solarstrom gewinnen liessen; ein Viertel des nationalen Stromverbrauchs.

Auf einen Blick

Das HTZ suchte für die Stahlton AG einen geeigneten Forschungspartner und stellte den Kontakt zum Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique (CSEM) her. Nach der vom HTZ finanzierten Machbarkeitsstudie konnte das Folgeprojekt mit Unterstützung aus dem Programm «KMU-Impuls» durchgeführt werden.

Fassadenintegrierte Photovoltaik

Regionaljournal Aargau-Solothurn: Interview mit CEO Ernst Gisin

In einem Beitrag des Regionaljournals Aargau-Solothurn vom 5.9.2022 wird in einem Interview mit CEO Ernst Gisin die Innovation Fassadenintegrierte Photovoltaik diskutiert.

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